Österreichische Citypastoraltagung erstmals in Graz
Am 2. und 3. März 2023 fand erstmals in Graz eine österreichweite Citypastoraltagung statt zum Thema: "Kirche im Aufbruch" (*) - Missionarische Pastoral im Kontext von Citypastoral: biblisch, diakonisch, praktisch.
Gelungene missionarische Projekte präsentiert
Fünfzig haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter:innen der Citypastoraleinrichtungen in Innsbruck, Salzburg, Linz, Wien und Graz nahmen an zwei sehr spannenden und abwechslungsreichen Tagen teil. Dominik Elmer (Netzwerksprecher Citypastoral Österreich) sowie Robert Hautz (Organisator der Tagung und Leiter des Grazer Kircheneck) freuten sich, so viele Gäste in Graz begrüßen zu dürfen. Zum Kennenlernen und zur gegenseitigen Ermutigung präsentierte zunächst jede der neun Citypastoraleinrichtungen ein gelungenes missionarisches Projekt.
So gab etwa Schriftsteller Anton Christian Glatz, der gemeinsam mit Robert Hautz vom Grazer Kircheneck das Format der „Thomas-Gespräche über unbequeme Bibelstellen“ initiiert hatte, Einblicke in diese Reihe. Selbst bekennender Atheist gratulierte er zur „Offenheit des Kircheneck“, wo er sich stets willkommen fühlt.
Anregende Impulsreferate
Die Impulsreferate hielten am Donnerstag Jakob Bürgler (Bischofsvikar für missionarische Pastoral, Diözese Innsbruck) und Esther Handschin (Pastorin der Evangelisch-methodistischen Kirche Österreich) zu unterschiedlichen Aspekten missionarischer Pastoral.
Bischofsvikar Jakob Bürgler betonte, „Missionarische Umkehr, wie Papst Franziskus sie meint, ist etwas sehr Radikales“. Bedeute es doch, „sich der Unsicherheit auszusetzen“, einen „Kontrollverlust der Kirche“ auszuhalten und auch eine „völlige pastorale Neuausrichtung“ anzustreben. Mission heißt laut Bürgler einfach, die Glückserfahrung von Gottes Liebe mit anderen zu teilen. Und wichtig: Missionare müssten nicht zuletzt „ständig selbst missioniert werden und von (scheinbar) Ungläubigen und Armen lernen."
Pastorin Esther Handschin erzählte von ihren Erfahrungen einer lernenden, im Umbruch befindlichen, manchmal scheiternden, aber sich immer wieder neu aufmachenden methodistischen Kirche in Wien. Wobei sie feststellte: „Die Flüchtlinge in den 90-iger Jahren haben uns Methodisten verändert.“ Ihr Fazit lautete: „Wir feiern die Liebe Gottes und deshalb machen wir anderen Mut.“
Kulturelle Leckerbissen
Kulturelle Leckerbissen waren neben dem nächtlichen Schlossbergblick auf Graz inklusive Night Prayer, die Führungen von Pfarrer und Hochschulseelsorger Alois Kölbl durch die Grazer Andräkirche und von Leiter Johannes Rauchenberger durch das Kultum, Zentrum für zeitgenössiche Kunst & Religion der Diözese Graz-Seckau.
Morgenlob mit alter Schreibmaschine
Auf einer alten Schreibmaschine tippend begann am Freitag Christopher Campbell (Quo Vadis, Wien) das Morgenlob in der Kapelle des Grazer Priesterseminars, um schließlich einige - von Wiener Stephansplatz-Passant:innen geschriebene - Texte und Gebete vorzulesen.
Katholische Stadtkirche Graz stellt sich vor
Im Barocksaal des Grazer Priesterseminars stellte sich die Katholische Stadtkirche Graz, die die Citypastoraltagung wesentlich mitorganisiert hatte, vor. Domdekan Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz (Leiter Stadtkirche Graz) erklärte den Entstehungsprozess der thematisch ausgerichteten Stadtkirche in Graz. Walter Schreiber (Stadtkirchenreferent und Koordinator Region Graz) das Zueinander von Stadtkirche, Seelsorgeräumen und Pfarren.
Die vielfältige Arbeit der Stadtkirche Graz wurde an Beispielen zu den Themenschwerpunkten Kultur (Gertraud Schaller-Pressler), Schöpfungsverantwortung (Daniela Felber), Liturgie und Interreligiöser Dialog (Johanna Walcher), Spiritualität und Kircheneck (Robert Hautz) in einer beeindruckenden Projektpräsentation veranschaulicht.
Steirische Caritasdirektorin hält Hauptreferat
Das Hauptreferat hielt Nora Tödtling-Musenbichler (Caritasdirektorin Steiermark) zum Thema „Menschen in Nöten evangelisieren uns“. Ausgehend von der Frage Jesu an den Blinden im Markus-Evangelium: "Was willst du, dass ich dir tue?" kann Begegnung auf Augenhöhe gelingen. Es gilt hinzuhören, zuzuhören, sich zu berühren lassen. Kurzum: Evangelisierung= Begegnung
Missionarische Aktionen zum Ausprobieren
Um „vom Hören ins Tun zu kommen“, konnten die Teilnehmenden der Citypastoraltagung anschließend eine von drei möglichen missionarischen Aktionen ausprobieren, darunter die Teilnahme an „Religions For Future“ im Rahmen der gerade stattfindenden Klimademo „Fridays For Future“. Von spannenden und überraschenden Erfahrungen wurde berichtet. Eine Teilnehmerin erzählte voll Freude: „Ich hatte große Vorbehalte, Menschen auf der Straße anzusprechen. Aber es war dann leichter als ich dachte.“
Steirischer Diözesanbischof dankt Mitarbeiter:innen
Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl nahm beim Mittagessen der Tagung teil und drückte in seinen Worten Dank und Anerkennung für die sehr wertvolle Arbeit in den unterschiedlichen Citypastoraleinrichtungen in Österreich aus und ermutigte, sich nicht von manchem - auch innerkirchlichen - Gegenwind irritieren zu lassen.
Er berichtete von der Herausforderung, wie er gerade am Vormittag Menschen in der Herrengasse vor dem Kircheneck angesprochen hat, um mit ihnen anlässlich des „Internationalen Tags des arbeitsfreien Sonntags“, ins Gespräch zu kommen. Diese „missionarische Aktion“ wurde auch von einigen Tagungsteilnehmenden beim Kircheneck erfolgreich ausprobiert.
Der Geist Gottes ist lebendig und führt zum steten Aufbruch
Die Tagung war für alle eine sehr wertvolle Zeit, mit viel Programm, Austausch, Gespräch, Night-Prayer am Grazer Schlossberg, Input, Begegnung - alles in einer sehr ermutigenden, freudigen und freundschaftlichen Atmosphäre.
„Der Geist Gottes wirkt! Er ist lebendig und führt die Kirche zu einem ständigen Aufbruch aus sich heraus und zu den Menschen hin“, so Robert Hautz, der die Teilnehmenden auf den Heimweg verabschiedete – nachdem jede und jeder mit einer kleinen Salzmühle beschenkt wurde, die den Zuspruch „Ihr seid das Salz der Erde“ trägt.
* Der Titel „Kirche im Aufbruch“ knüpft an das Internationale Treffen im November 2019 im Vatikan mit Papst Franziskus an: „Kirche im Aufbruch“ - Rezeption und Perspektiven von Evangelii Gaudium.