Antonia Manhartsberger -FUGE- im Glockenklang

Das Projekt „-FUGE-im Glockenklang“ ist eine temporäre elektroakustische Klanginstallation in der Grazer Innenstadt (Mesnergasse bei der Stadtpfarrkirche), die während der Fastenzeit 2021 jeweils täglich um 12 Uhr (Mittagsglocken) und freitags zusätzlich um 15 Uhr (Glockengeläut zur Sterbestunde Jesu) für wenige Minuten in Erscheinung treten soll.
Als Grundlage dienen Aufnahmen der Glocken der Grazer Stadtpfarrkirche, die so verarbeitet werden, dass sich der Eindruck ergibt, deren Klang sei eingefroren. Der Ausschwingvorgang der Kirchenglocken wird dabei auf mehrere Minuten ausgedehnt. Dieser (Aus-)Klang wird von einem Lautsprecher gegenüber des Kirchturms abgespielt und verschmilzt mit dem letzten Schlag der Glocke, so als würde sie im Ausklingen festgehalten werden. Durch diese Ausdehnung entsteht ein unerwarteter Resonanzraum, der ein Raumgefühl auch in der Herrengasse zu schaffen vermag, die oft nicht als solcher wahrgenommen wird.
Der Begriff „Fuge“ (von lateinisch „fuga“ = Flucht) umschreibt ein streng gegliedertes Musikstück. Im Deutschen beschreibt „Fuge“ auch einen Zwischenraum, eine Verbindungsstelle. Aktuell erleben wir eine Welt die scheinbar aus den Fugen geraten ist. Die Glocke fungiert sowohl als Musikinstrument wie auch als strenge Strukturierung der urbanen Umwelt, als Zeitgeberin und Warnsignal.
Intention der Installation ist es, die Passant*innen zum Stehenbleiben und Innehalten zu bewegen. Das scheinbare Nicht-Ausklingen der Glocken soll eine Irritation auslösen, die die Routine unterbricht und dadurch Raum für andere Gedanken und Wahrnehmungen eröffnet.
„Turmglocken wurden früher „signum“ (spätlateinisch für „Zeichen“) genannt. Wir freuen uns sehr, dass dieses Klangprojekt in der Fastenzeit ein weiteres tönendes Zeichen zum Innehalten ermöglicht. Und damit dieser geprägten Zeit eine neue Note gibt“, so Kulturreferentin Gertraud Schaller-Pressler und Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz von der Katholischen Stadtkirche Graz.
"Was mich besonders freut, ist das Engagement und die Offenheit, mit der die Kirche meinem Vorhaben begegnet ist", zeigt sich auch Antonia Manhartsberger von dieser Kooperation zwischen Kunst und Kirche angetan.
Antonia Manhartsberger
(geb.1991 in Lans/Tirol, wohnhaft in Graz) hat 2014 ein Musikwissenschaftsstudium an der Universität Wien abgeschlossen. Sie studiert seither Computermusik (Master) am Institut für Elektronische Musik der Kunstuni Graz. Ihr künstlerisches Interesse gilt der Verräumlichung von Klang und dessen ästhetischen und perzeptiven Implikationen, dem soziopolitischen Potential neuer Medien und Technologien, sowie der kollektiven Kunstpraxis. Ihre Arbeiten beinhalten u.a. medienübergreifende Installationen und Performances, Instrumentalkompositionen, Live-Elektronik, Audiovisuelle Arbeiten, sowie Theater-, Film- und Hörspielvertonung, sie performt als DJ Auto und ist Teil der Band Frau Sammer.